Auszeiten

ortung 12 vs. ortung 11 – Konzept vs. Emotion

ortung12

2020 ist sie ausgefallen – Corona machte auch der Schwabacher Kunstbiennale einen Strich durch die Rechnung. Aber in diesem Jahr findet sie wieder statt. Vom 7. bis 22. August können Besucher:innen unter dem Motto im „Zeichen des Goldes“ Bilder, Skulpturen, Fotografien und Installationen quer durch die Stadt auf insgeamt 32 Stationen entdecken.

Wow-Erlebnisse 2019

Unsere erste ortung besuchten wir 2019. ortung 11. Ein echtes Wow-Erlebnis. „Kinder eines goldenen Zeitalters“, „Commercial Crosses“ oder „Honey like Gold“, „Golden Buddha“, „Goldgeflüster“ oder „Verkörperung“ hießen einige der Installationen, Entwürfe und Umsetzungen. Da ging es um Flüchtlinge (goldenes Zeitalter), Kapitalismus und Verpackungswahnsinn (Commercial Crosses), den Wert der Natur (Honey like Gold), zur Ruhe kommen (Goldgeflüster) oder die Verstrickungen und das Gefangensein im Netz (Verkörperung). Es waren Arbeiten, die durch die Gestaltung, den Raum-Kontext und die Materialen einen nahezu unmittelbaren Zugang zur Emotion des Künstlers, zu seinen Gedanken ermöglichten. Manchmal mit der Leichtigkeit des Lächeln (Golden Buddha als Bienenstock), manchmal mit der Wucht der Skepsis (Invasion II). Wir als Besucher wurden Teil der Kunst, fühlten uns gleichsam von ihr eingesogen. Kunst als Emotion, im Fühlen und Verstehen.

Und was macht(e) Corona mit der ortung?

Nicht nur die Kunst wird stiller. Es zeigte sich uns auch in der ortung 12. Ein paar neue Spielorte, eher nachdenkliche, kleine, verborgene Kunst, vielleicht auch unentschiedene Entwürfe. Wer weiß schon, wo die Reise hingeht? Nicht mehr Emotion, sondern Konzept steht im Mittelpunkt. „Oracle“ zum Beispiel. Weiße Bilderahmen, geometrisch verteilt auf dem Boden. Darin wertvolle handgeschöpfte Papiere mit „Botschaften aus dem Jenseits“, komponiert und gefunden auf Friedhöfen. Zuerst versuchten wir zu verstehen, an sich, unmittelbar durch die Kunst. Dann begaben wir uns auf eine Spurensuche, entzifferten mit den beigefügten Erklärungen die kleinen Botschaften, lasen die Informationen zur Installation und zu den Künstlern. Damit wurde es klarer, kleine Aha-Erlebnisse stellten sich ein. Gleiches bei der Streetart – konstruiert, nicht spontan, überlagert von Gedanken und Interpretionen. Bei vielen Objekten aber blieben wir fragend zurück. Kann das alles gewesen sein? Eine goldene Kugel inmitten der Synagoge als Sinnbild für Zentrum und Ruhe. Die Wirkung verliert sich im hellen Ambiente. Wie bei „Urban Tattooing“. Eher wahllose Folien an Fassaden.

Zum Glück gab es auch Überraschungen

Wie „Aurum Lux“. Die Natur, das Licht als Mitgestalter von filigranen Gespinsten im Garten des alten Deutschen Gymnasiums. Fäden als Lichtstrahlen, die sich in den Baumwipfeln verlieren. Das überrascht und entfaltet immer wieder neue Assoziationen. „Morgenstund hat Gold im Mund“, „Altes Leinen“ und „Deutsche Bundesbank“, Arbeiten im Atelier Fuchs haben uns den Dialog ermöglicht, ganz spontan Gedanken kreisen lassen, die Phantasie angeregt. Ähnlich bei den Bildern von „Sakral > Profan > Sakral: Mutter und Sohn“, „Das goldene Vlies“ oder „In urbi auri“. Einen spielerischen Moment brachte „Black Stupa in a Golden Age“ ein. Auch wenn die Hochzeiten an diesem Tag Hochkonjunktur hatten, konnte man trotzdem den über das iPhone übertragenen Impulsen als Klang lauschen.

Diesmal mehr Konzept bei der ortung

Der Zugang zur ortung 12 ist eher gedanklich, getragen vom jeweiligen Konzept der Künstler. Die Werke brauchen manchmal viele Worte und Erklärungen, um zu unterstreichen. Wie bei der „Goldenen Zukunft“. Hier hängen die goldfarbenen Buchstabenballons „ZUKUNFT“ im Kirchenraum. Alexander Steinmüller interpretiert: „Ist diese verheißungsvolle Zeit, die sich goldene Zukunft nennt, das Paradies oder die Post-Corona-Zeit, also nur ein ‚aufgeblasenes Luftschloss‘? Dieser ’schwere‘ Begriff ‚Zukunft‘ wird durch die Leichtigkeit der Luftballons kontrastiert …“. Kann man so sehen, muss man aber nicht. Es könnte auch nur ein Spaß sein, den sich da ein Künstler erlaubt. Ein luftiger Verweis auf die Bedeutung der Kunst. So gesehen löst das ein Lächeln aus und zeigt, ortung ist vielseitig anregend, auch in seiner neuen Ausgabe.

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ortung12 in schwabach