Wer hätte das gedacht: die Nassrasur erlebt ein Comeback. Und mit ihr der Beruf des Barbiers und die Accessoires. Dazu gehören Rasierhobel, Rasiermesser, Dachshaarpinsel und Rasierseife, um nur einige Beispiele zu nennen. Bewahrer und Trendsetter dieser neuen Rasurkultur ist das Unternehmen Mühle aus dem Erzgebirge. Seit 1945 inhabergeführt hat sich die Manufaktur ganz der Nassrasur verschrieben.
„Mit einer beispielhaften Fertigungstiefe und formvollendeten Designs haben wir uns zu einem weltweit führenden Anbieter hochwertiger Accessoires für die Nassrasur entwickelt. Die Freude darüber teilen wir mit unseren Partnern im Handel und allen Kunden, jeder ein Botschafter für Rasurkultur auf seine Art.“ (www.muehle-shaving.com)
Wer einen Blick auf die Website wirft und die Produkte live probiert, spürt die Liebe zum Thema in jedem einzelnen Stück. Handwerk und Serienproduktion in wunderbarer Einigkeit. Wie lange noch? Das kann keiner sagen, denn die Lehrberufe des Pinselmachers und auch der des Messerschleifers sind vom Aussterben bedroht.
Der Barbier um die Ecke – kommt wieder!
Mit der Renaissance der Nassrasur ist natürlich auch der Wunsch vieler Männer verbunden, sie wieder zu erlernen, um das Männerritual täglich zu Hause zu zelebrieren. Wer allerdings einen Barbier sucht, muss Glück haben. Barbershops sind inzwischen selten. In unserer Nähe gibt es zum Glück wieder einen. In Schweinfurt hält Joachim Groha das Handwerk hoch. In seinem Barbershop kommen Männer auf ihre Kosten und können die Kunst der Nassrasur in Workshops und Seminaren erlernen oder sich rasieren lassen. Wie viele andere, insbesondere jüngere Männer, die sich zum neuen Schnitt den kleinen Luxus einer Nassrasur mit dem Rasiermesser beim Profi leisten.
Das Männerritual für das Glück am Morgen
Nassrasur bedeutet Innehalten und Konzentration. Nach der Gesichtsreinigung kommt zuerst eine heiße Kompresse auf das Gesicht. Diese öffnet die Poren und macht die Barthaare weich. Danach wird ein Pre-Shave aufgetragen. Auch damit werden die Barthaare geschmeidig gemacht und die Haut für die Rasur vorbereitet. Dann geht es ans Einseifen. Puristen nehmen Rasierseife und schäumen diese mit einem Pinsel auf bis ein relativ fester Schaum entsteht – Konsistenz wie steife Sahne. Andere nehmen Creme aus der Tube. Ein „no go“ ist Rasierschaum aus der Dose – ein Frevel wie Sprühsahne zum selbstgebackenen Kuchen. Ist die Schaumkonsistenz perfekt wird das Gesicht intensiv eingeschäumt, idealerweise mehrmals. Wer zu einer Mehrfachklinge greift kann nun fröhlich losrasieren und muss keine Angst vor Verletzungen haben. Mehrfachklingen sind zwar unverschämt teuer, dafür aber sicher. Praktisch eine Nassrasur mit Airbag. Wer eine kleine Herausforderung sucht, nimmt einen Rasierhobel, offen oder geschlossen. Mein Vater hat seinen immer noch, einfach aufdrehen und Klinge reinlegen. Der geschlossene Hobel ist für Anfänger ideal, denn die Gefahr eines Schnittes durch eine unachtsame Bewegung ist geringer. Bei beiden Varianten aber sind Stellung und Druck entscheidend. 45° und sanfte Bewegungen, so Groha, sind optimal. Schwierig sind die Stellen am Hals, aber hier macht Übung den Meister. Wer am Morgen eine größere Herausforderung sucht, greift zum Rasiermesser. Aber Vorsicht, das ist nur etwas für Kenner. Wie es geht, lernt man bei Groha. Nach dem ersten Rasurgang folgt der Zweite. Zum Abschluss kommt noch einmal eine Kompresse zum Einsatz, diesmal kalt. Danach noch ein After-Shave und eine Pflege, fertig. Wer übrigens alkoholhaltige After-Shaves nimmt wird ganz sicher wach – es brennt. Etwas für die Harten unter den Männern.
Die „Ausrüstung“ gibt es im Internet und vor Ort
Wer nun Blut geleckt hat, kann sich bequem in Internet oder in den Geschäften vor Ort mit den „Werkzeugen“ eindecken. Messer etwa gibt es bei Rasur pur, Mühle Produkte, Pre- und Aftershaves wie auch Düfte bei Zoephel – Die Schönheitsexperten in Erlangen oder im Mühle-Shop. Aber ein Kauf vor Ort ist nicht nur ein anderes Erlebnis, es bewahrt unsere Innenstädte auch vor der Langeweile. Denn für Abwechslung im Einerlei der Ketten sorgen die inhabergeführten Geschäfte, die oft über Generationen mit Leidenschaft ihrem Metier nachgehen und dafür sorgen, dass eben auch Dinge zu kaufen gibt, die nicht jeder hat und trägt. Viel Spaß und vor allem Glück am Morgen. Schreiben Sie uns von Ihren Erfahrungen, wir freuen uns darauf.
(Bild: (c) MÜHLE/Jo Zarth)